Markus Geiger : Wenn 2 : Originalkopien I - XXXIV [Ausstellungskatalog, ... Galerie Thoman, Wien, 18.01. - 10.06.2020, kuratiert von Stefan Bidner]
Körperschaft
Galerie Thoman <Wien>
Illustrator
Marcus Geiger
Auflage
48/70
Seiten
ungezählte Seiten
Illustrationen
nur Ill.
Material
Einbändige Monographie
Anmerkungen
"MacGeiger der Kunst
Über Jahrzehnte produzierte und sammelte Marcus Geiger Schwarzweiß-Fotokopien von seinen Arbeiten, um ein einzigartiges Kaleidoskop entstehen zu lassen. Die in der Galerie Thoman gezeigten 34 „Originalkopien“ spiegeln die Essenz seines Œuvres wieder und geben Einblicke in sein Schaffen, welches stark mit seiner Persönlichkeit verstrickt ist. Geiger ist ein präziser Skeptiker mit doppelsinnigem Verstand. Auf den ersten Blick sehen wir eine klassische Galerieausstellung mit 34 gerahmten Arbeiten. Spätestens da sind wir dem Künstler sprichwörtlich auf den Leim gegangen.
Indem Geiger Schwarzweiß-Kopien zu Originalen erklärt, verwirrt er die Erwartungshaltung des Kunstkonsumenten: zwischen Original und Kopie herrscht noch immer die Idee vor, dass eine Kopie eine Art Ersatz für das Original ist. Walter Benjamin lieferte 1935 in seiner Schrift «Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit» dafür eine Erklärung. Dem Original sei seine Einzigartigkeit gegeben, seine Aura, weil es zunächst in einem kultischen Kontext gestanden habe. Von diesem habe es sich allmählich entfernt, Kunstwert und damit der Ausstellungswert seien in den Vordergrund getreten. Im Zuge der Reproduzierbarkeit beschleunigt sich der Blick des Betrachters und alles läuft auf eine Kultur der Ablenkung hinaus. Benjamins These zielt auf einen medialen Wandel vom Bild zum Foto oder zum Film. Geiger selbst setzt sich über all das hinweg, weil er sie eben als „Originalkopien“ bezeichnet. Für die Ausstellungseröffnung produzierte der Künstler zusätzlich eine „Bar“, die im Außenbereich der Galerie aufgestellt wird. In signifikanter Art und Weise zimmerte der Künstler aus Holzverschnitten, die im Keller der Galerie gefunden wurden, einen funktionstüchtigen Tresen, inklusive eingelassener Aschenbecher.
Der von Claude Lévi-Strauss 1962 in die Anthropologie eingeführte Begriff Bricolage (von frz. bricoler - herumbasteln, zusammenfummeln), steht für ein Verhalten, bei dem der Akteur (Bricoleur) mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen Probleme löst, statt sich besondere, speziell für das Problem entworfene Mittel zu beschaffen (Wikipedia).
Musterbeispiele eines Bricoleurs sind der Fernseh-Serienheld MacGyver und der Künstler Marcus Geiger.
P.S.1: Die Ausstellung Marcus Geiger „Wenn 2“ zelebriert eine nunmehr 25-jährige Freundschaft zwischen Marcus Geiger und Stefan Bidner.